Der Familienname tritt in sehr
unterschiedlichen Schreibweisen auf; folgende Varianten sind bekannt:
Zus, Zuß, Zujs, Zueß, Zues, Züeß, Zües.
Im dtv-Atlas Namenkunde findet sich dieser Familienname nicht. Mir ist keine Deutung bekannt.
In Linnes gibt es den namen Zueß schon in frühesten schriftlichen Quellen, z. B. in den Akten des Centgerichts Lindes.
In den
Einwohnerlisten des Amtes Gießen von Otto Stumpf werden folgende Namensträger
genannt:
1617 – Wallsteuer: Georg
Zueß – 285 [Gulden Vermögen]
1629 – „Lindeß-Leibeigen-Beede“: Ebert Zueß u. Anna; Georg Zuessen
Fr. Ennchen.
1640 – „Lindeß-Leibeigen-Beede“: Ebert Zürßen (Züeßen) rel.
Anna; Ludwig Zürßen (Züeßen) rel. Anna Gehla.
Die Zueß
tauchen nicht in den Kriegsschadenslisten von 1639 und 1640 auf.
1660 wird in den Listen kein Zueß in Linnes genannt.
Die Akten des Centgerichts Lindes sind leider nicht chronologisch gebunden worden. In der ältesten Liste der Centner, die ich bisher gefunden habe, aus dem Jahr 1578, werden gleich zwei Namensträger genannt:
Antonius Zujs und Jacob Zujs.
Bisher war nicht feststellbar, ob sie Brüder oder Vater und Sohn sind. Antonius oder Dönges/Dinges Zueß scheint 1588 verstorben zu sein, er wird danach nicht mehr genannt. Jacob Zueß ist ab 1580 Schöffe am Centgericht Lindes. In den Listen der Centner scheint zwischen 1588 und 1637 eine Lücke zu sein. Erhalten sind von Beginn an aber Rügenzettel der Flurschützen, aus denen hervorgeht, daß beide verheiratet waren. Ihre Frauen und auch eine namenlose Tochter von Antonius werden wegen Verstößen gegen die Ordnung des Centbanns gerügt.
Pfarrer Hofmann gibt in seinen genealogischen Notizen zu Linnes, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden sind, an, daß Antonius Zueß schon ab 1573 genannt werde. Zu dem bei Otto Stumpf 1617 und 1629 genannten Geog Zueß gibt er an, daß er in den Centgerichtsakten von 1601 bis 1633 genannt werde. Vielleicht waren die Akten des Centgerichts, die erst im Stadtarchiv Gießen zu zwei Bänden gebunden wurden und vorher aus losen Bättern und kleinen Zetteln bestanden, zu Pfarrer Hofmanns Zeit noch umfangreicher.
Ich konnte bisher nur finden, daß Georg Zußen fraw hat den 20 Aprilis (1625) dem Hoffrichter vom Lindes Im korn gekrautt.
1626 wird dann auch Ebert Zueß genannt.
Auch bei diesen beiden läßt sich bisher nicht sagen, wessen Söhne sie sind und ob sie Brüder oder Cousins sind.
Ebenso wissen wir nicht, wer der Vater von Ludwig Zueß ist, dessen Witwe Anna Gehla (= Anna Juliana) 1640 in den Einwohnerlisten genannt wird.
Aus einem Eintrag im Protocollum Vigelii geht aber eindeutig hervor, daß er 1635 an der Pest verstorben ist, und daß seine Witwe den späteren Flurschützen des Centbanns Johannes Schweizer(Schwetzer) heiratete, einen vermutlichen Sohn des Lehrers Sebastian Schweitzer in Lützellinden:
Eintrag
vom 03.03.1673:
den
3. Mart. spricht mich Johannes Schwetzer von Lindes an, seinen stiefsohn Johann
Eberhard Zusen, so 14. tage lang, an der Haubtschwachheit, kranck gelegen, und
dieses morgens zwisch(en) 3. und 4. uhren gestorben, morgen LeichPredigt
zuhalten. Sol 42. Jahr ungefehrl. Alt seyn. Sein vatter hat geheissen Ludwig Zuß,
in der Pest ao -1635 gestorben. Haben 9. Kinder gehabt, davon noch 4 leben.
Es ist unklar, ob Ludwig Zueß 9 Kinder hatte oder ob sich die Bemerkung auf Johann Eberhard bezieht.
Die
Heirat von Johann
Eberhard Zueß mit Anna
Elisabetha, Tochter des Kirchenseniors Velten Wagner, ist gut
dokumentiert im Protocollum, obwohl der direkte Heiratseintrag nicht mehr
erhalten ist:
den
8. Aug. (1656) spricht mich Velten Wagner, Senior zu Lindes, an, künftig
Sonntag Johann Eberhard Zusen, Ludwig Zusen S. Sohn, mit seiner tochter Ann
Elisabethen weinkauflich zu copuliren.
den 10. Aug. (1656) Zu Lindes hat ein Student (von Aachen burtig) von giessen Joh. Petrus Tilemus fur mich des morgens zwar geprediget: Ich aber doch noch nach mittag noch selber dahin gegangen, und habe Joh. Eberhard Zusen (ietzo Jois Neidels zu Heuchelheim Knecht) Ludwig Zusen s. (Jois Schwetzers stiefe)sohn, mit Ann Elisabethen, Velten Wagners, Senioren tochter, daselbst weinkauflich copuliret. [Am Rand: Sihe den 12. 8br.]
den 12. 8br. (1656) spricht an Velten Wagner zu Lindes, künftig Sonntag seinen Eydam(en) Johann Eberhard Zuse(en), mit seiner tochter Ann-Elisabeth aufzurufen I.mahl.
Den
19. 8br. (1656) die Kasten gefäll hir und Zu Lindes, auf der Cantzel gemahnet
.....
Eod.
Johann Eberhard Zus(en) und Ann Elisabeth gesponsen zu Lindes aufgerufen 2.mahl,
vnd sie im Catechismo verhöret in der Kyrchen.
den 26. (8br.1656) bin ich morgens nach Lindes gegangen, hab daselbst geprediget, und Joh. Eberhard Zusen, mit seiner braut Ann Elisabeth(en) 3.mahl aufgerufen.
Der folgende Eintrag im Protocollum weist noch einmal auf die Familienzusammenhänge hin:
den 18. Jul. (1668) habe ich Ann-Elisabethen, Johann-Eberhard Zußen frau von Lindes, im Catechismo verhöret, und ihr ein Zeugnus gegeb(en) an den Pfarrer Zu Lützellinden, alda sie folgent(en) tag, ihres mannß stiefbruder, Johann-Ludwig Schwetzern, eine junge tochter heben solte. gab mihr 3. alb.
Als Witwe verursachte sie 1674 einen Brand in Linnes. Der Eintrag (gekürzt) gibt auch einen Einblick in den damaligen Umgang mit psychisch kranken Menschen:
24.07.1674 zu Lindes 3 Scheuern abgebrannt. A. Elisabeth, J. Eberhard Zusen Wwe., Tochter des KS Velten Wagner, also verirret war und an einer Kette gelegen... in die Löhn gelaufen, von 6 Männern geholt.
Von Johan Eberhard Zueß und Anna Elisabetha, geb. Wagner, sind 6 Töchter mit Taufeinträgen bekannt. 2 sterben als Kinder, eine davon aber erst nach seinem Tod. Von drei Töchtern gibt es außer den Taufeinträgen keine weiteren Daten.
Die Tochter Anna
Catharina stirbt am 9. Februar 1726 in Linnes. In ihrem Sterbeeintrag
heißt es:
Anna Catharina, Joh. Eberh. Zußen
seel. zu Lindes Tochter, .. an
Auszehrung und Geschwulst, Alt 65 Jahr, 4 Monath. War noch ledig, von Jugend auf
gebrechlich und etwas blöden Verstands.
Mit ihr verschwindet der Name Zueß in Linnes.