Die Familie Weigel (Auch geschrieben: Weygel, Weygell, Weyhel, Weyl, Weyll, Weil usw.)

Nach dtv-Atlas Namenkunde gehört der Name Weigel zu den Familiennamen aus althochdeutschen Rufnamengliedern germanischer Herkunft. Seite 18, 26 und 172: Das Namensglied wig (Kampf, Streit, Krieg), das z.B. in den Vornamen  wig+bald  und wig+hraban enthalten ist, entwickelt sich zu den Familiennamen: Wiegele, Wiegelmann, Wiechens, Wieken, Wigel, Wigge, Wick, Wicklein, Weigele, Waigel, Weik, Weiche, Weyh.

Bei Otto Stumpf, Einwohnerlisten des Amtes Gießen, sind zu Lindes leider nur die Listen von 1502, 1617 (Wallsteuer), 1629, 1640 und 1660 genannt. Andere, wie in den umliegenden Dörfern häufig, scheint es zu Lindes nicht mehr zu geben.

1502 haben die Lindeser Einwohner noch „abenteuerliche“ Namen wie Opferhenn, Pfiferhen usw. Nur die Weigel sind schon mit 2 Nennungen vertreten:

Christian Wiegeln Sone
Ludwig Wiegeln Sone

Da die nächste Steuerliste, Wallsteuer, erst für 1617 erhalten ist, kann nicht überprüft werden, ob die Weigel duchgängig in Lindes vertreten waren. Eventuell ergeben sich noch einige Hinweise aus den Centgerichtsakten Lindes und den Vogteigerichtsakten Allendorf. Die Auswertung ist noch nicht abgeschlossen, allerdings ist mir bisher kein „Weigel“ aufgefallen, sodaß ich die Angaben des Großen-Lindener Familienbuchs, daß der 1617 in Lindes mit 50 Gulden Steuervermögen als einziger „Weigel“ genannte Cloß Weygell ein Sohn des Großen-Lindener Cuno Weigel sei (allerdings mit ? im FB), glaubhaft finde. Einen Beweis dafür habe ich allerdings noch nicht gefunden.

1628, Den 24 t. APPrilis, erfahren wir den Beruf von Clauß Weigell (CGA,B.II,S.100 R.):
Clauß Weigell Weidterschhauß(en) Diener Zum Lindis Legtt ein beschwerungß schreiben gerichtlich In Vnd Bitt Inhaldes Daruff zuerkennen Was recht Ist,

Das Centgericht läßt den folgenden    Bescheidt    ergehen (CGA, Buch II, S.101 R.):
In sach(en) Clauß Weigels Hoiffmann zum Lindiß, Alß C(läger), Endtwgl [ein dem „l“ ähnlicher Buchstabe mit nach unten auslaufendem Schnörkel am Ende eines Wortes ist ein Abkürzungszeichen] Die Gemeinde Alda, Alß B(eclagte). Ist deß C. weidtleufftigeß schrifftlich VohrPring(en) Vndt Der B. Gemein Anlig(en) bewog(en), Vndt Diß anhandt Das die B. Dem C. seine Klag zum Nehern gericht, in schrifften vf Idem Punctl zue beandtwordt(en) schuldigk seyen,

Clauß Weigel(l) ist also Diener oder Hoiffman der damaligen Besitzer der Burg, der von Weitershausen. Ein Hoiffman, Hofmann oder auch Hofrichter ist der Pächter, der die Ländereien bewirtschaftet. Der Hofmann Clauß Weigel reicht also eine ausführliche Beschwerde gegen die Gemeinde Lindes in ihrer Gesamtheit ein. Das Gericht entscheidet, daß nun die Gemeinde bis zum nächsten Gerichtstermin, Herbst 1628, schriftlich zu jedem einzelnen Punkt der Beschwerde Stellung zu nehmen hat. Weder diese Stellungnahme, noch Weigels Beschwerdeliste, noch die abschließende Gerichtsentscheidung habe ich bisher finden können. Die Pächter des Burggutes können sowohl aus der Gemeinde stammen, z.B. Conrad Peter, kommen aber auch oft von außerhalb. Manchmal begründet ein fremder Hofmann dann eine neue Familie in Lindes, siehe Klingelhöfer. Der wahrscheinliche Sohn von Clauß Weigel, Henrich, ist später ebenfalls Pächter des Burggutes, s.u. Allerdings ist zwischen den beiden Weigel mit Sicherheit Conrad Peter der Hofmann, z.B. 1640.

1629 wird kein einziger Weigel in der „Lindeß-Leibeigen-Beede“-Liste genannt.

1639 wird in der Kriegsschadensliste genannt: Clas Weyel (Dr. W. Heymann, HiB, 3/1937)

1640 wird in dieser Liste genannt als einziger des Namens: Baltzer Weyhell u. Maria, einen Kriegsschaden von 12 Gulden erleidet in diesem Jahr 1640: Clas Weyels Witwe.

Clauß Weigel muß also Ende 1639/ Anfang 1640 gestorben sein, möglicherweise bei den Plünderungen durch die Schweden.

1660 werden in der Liste „Leibeigenbeede nach Gißen“ 3 Ehepaare Weigel genannt:

Balthasar Weyhel u. Maria
Henrich Weyhel u. Catharina
Joh. Georg Weyhl u. Catharina

Alle drei, Balthasar (der Alte), Henrich und Johann Georg habe ich dem Clauß/Cloß/Clas/ Nicolaus als Söhne zugeordnet. Auch dafür liegt noch kein Beweis vor, es ist lediglich eine naheliegende Annahme.

Danach entsprechen die Angaben der Dokumentation in den Kirchenbüchern.

Die Familie Weigel wird sehr schnell sehr zahlreich in Lindes, um 1725 gibt es z.B. schon 5 Balthasar Weygel, von denen 3 gleichzeitig Kinder taufen lassen. Ich hoffe, daß ich hier die Kinder auch immer richtig zugeordnet habe.

Zahlreiche Vertreter der Weigel nehmen in Lindes neben den Lentz, Neydel und Jung die gemeindlichen und kirchlichen Ämter wahr, sind Kirchensenioren, Gerichtsschöffen usw.

Schon der oben genannte Balthasar, von dem kein genaues Sterbedatum zu ermitteln war, wird 1667 als Senior und Centgerichtsschöffe genannt. Seine Witwe heiratet 1674 den Schmied Ludwig Haupt, der als Begründer der Schule in Lindes gilt. Sein Stiefsohn Ludwig Weygel (der Ältere), ein Sohn Balthasars, wird dann von 1677-1698 der zweite Schulmeister in Lindes, auch er ist Kirchensenior.

Der hier als Bruder von Balthasar Weigel eingegebene Henrich Weigel wird 1652-54 als Hofrichter auff der adelichen Burg zu Lindes genannt. Damit ist ein Pächter/Verwalter gemeint (s.o.).

Johann Georg erbt über seine Frau Catharina Anteile an einer der Sorger Mühlen in Allendorf, die er aber bald gegen Landbesitz eintauscht.

Noch einige Anmerkungen zu dem 2. Linneser Schulmeister, dem vorher genannten Ludwig Weygel. Er starb am 11.06.1723 mit 72 Jahren und etlichen Wochen, ist also etwa 1651 geboren. Das Amt des Schulmeisters trat er 1698 an seinen Schwiegersohn Johann Peter Neydel ab, der aber schon am 10.11.1716 verstarb.

Ludwig Weygel, der Ältere, hatte mit seiner Frau Anna Elisabetha, geb. Sack, 10 Kinder.

Diese Anna Elisabetha Sack wird bei dem (nachträglichen) Heiratseintrag im KB 2, bei dem nur das Jahr 1673 genannt wird, als Tochter des Hermann Sack von Dudenhofen bezeichnet. Eine Familie Sack gab es aber in Dutenhofen nicht, dagegen gab es einen Hermann Sack in Heuchelheim. Über die Patenschaften ergibt sich ziemlich sicher, daß sie eine Tochter dieses Heuchelheimer Hermann Sack ist. Zwar wird nie ein Pate ihrer Kinder als ihr Bruder genannt, auch bei ihr, wenn sie Patin in Heuchelheim ist, wird nie ein Verwandtschaftsverhältnis angegeben, aber die Häufigkeit der gegenseitigen Patenschaften ist recht überzeugend. Im später „wiedergefundenen“ Protocollum Vigelii heißt der Vater dann auch eindeutig Hermann Sack von Heuchelheim!

Als weitere Vertreter der Familie Weigel mit hervorgehobener Stellung sind uns bekannt:

Philipp Daniel Weigel,  *16.05.1783; oo14.07.1808; +07.03.1859, war der Linneser Lehrer von 1812-1850. Er galt als hervorragender Lehrer. Ob er auch seiner Frau, die bei der Heirat noch mit „xxx“ unterschreibt, auch noch Lesen und Schreiben beigebracht hat, ist mir nicht bekannt. Zu seiner Zeit war die Linneser Schule noch einklassig, erst unter seinem Nachfolger wird sie zweiklassig, aber weiterhin nur mit einem Lehrer. Nach Rau, 300 Jahre Volksschule in Gießen-Klein-Linden, ist er der Stammvater der Schulschreiners, Schulfriedrichs, Schulmeistersch und der Schulludwigs.

[Wird noch ergänzt.]

Bei den Weigel gibt es Heiraten nach Heuchelheim, nach Wieseck, nach ...

Die Familie Weigel ist im Telefonbuch 1996/97 mit 18 Nennungen in Klein-Linden vertreten.