Die Familie Rinn

Der dtv-Atlas Namenkunde nennt den früher besonders in Gießen, Heuchelheim und Rodheim häufigen Namen Rinn nicht.

Friedel Lerch verweist in seinem Buch Die Giessener Familiennamen bis 1600 auf die Deutung von Otto Stumpf, in dessen Abriß über die Namengebung in seinem Buch Einwohnerlisten des Amtes Giessen der Name auf den Rufnamen Rynner zurückgeführt wird, der sich aus Reinherus herleitet; ursprünglich Raginhari zu gotisch ragin = Rat. Otto Stumpf nennt dabei als Quellen Gottschald und Linnartz, und gibt als Beleg an: „Am 19.11.1593 läßt Rynner Dirn von Hochweisel in Gießen eine Tochter taufen.“

Weiter nennt Otto Stumpf folgende Schreibweisen des Namens:

In Gießen: Rhinne (ältester Namensträger 1546 Hans Rhinne, Weinwirt), Rin/Rinn, Rhinn/Rinn, Rhenn, Rhenner, Rhenner, Rinner. (Konrad Reidt nennt als ältesten Namensträger in Gießen 1470 Rinne Henn.)

In Heuchelheim: Rinner (ältester Namensträger 1593 Ludwig Rinner), Rinn/Rhin, Renner, Rin.

(Hier nennt Konrad Reidt als ersten Namensträger 1570 Seip Rinner.)

Zur Herkunft des Namens schreibt Konrad Reidt: „Der städtische Ursprung des Geschlechts würde auch die Erklärung des Gießener Germanisten Alfred Götze bestätigen, wonach der Name Rinner, Renner oder Rinn einen Bewohner nannte, der an der Rinne, also einem Wasserlauf oder Abzugsgraben wohnte."

Konrad Reidt zählt bis um 1900 in Heuchelheim 243 Familien, die alle den 1593 erstmalig genannten Ludwig Rinner zum Stammvater haben. Etwa 60 Namensträger seien bis 1900 „abgewandert“.

Mit den Rinn kommt eine weitere alte Familie von Heuchelheim nach Linnes.

Erstmalig taucht der Name Rinn in einer Notiz im Protocollum Vigelii auf:

den 25. mart. (1673) .....
Eod. spricht mich Johannes Neidel Zu Lindes, [teilweise Papierschäden] ... Zinß nachlaß Pension ...m Gotteskasten an, wegen seiner Pflegkinder, Marx Rinnen S. Kinder von Heuchelheim. wil durch vorbitt des Pfarrerß von Heuchelheim beym H. Superintendenten anhalten. welches ich bewilligte.

Marx Rinn war am 29. Januar 1673 in Heuchelheim begraben worden; das „S.“ hinter dem Namen bedeutet „selig“, also verstorben.

Eines dieser Pflegkinder, die Tochter Anna Margaretha, heiratet am 3. April 1692 nach Poenitenz in Linnes den Conrad Andermann. Da dieser schon 1693 stirbt, wird nur ein Sohn, Johann Peter, geboren.

Im Heuchelheimer Kirchenbuch findet sich 1681 der folgende, sehr knappe, Heiratseintrag:

Ao. 1681 hat Johann Ludwig Rinn mit Anna Maria Jungen von Lindes ihren Christl. Kirchgang gehalten.

Bei der Frau handelt es sich eindeutig um die am 20. Januar 1659 in Linnes geborene Tochter von Conrad Jung und Anna, geb. Neydel, die am 1. November 1687 in Heuchelheim begraben wird. Zu Ludwig Rinn konnten allerdings die Eltern noch nicht sicher festgestellt werden.

Sicher ist dann wieder, daß der älteste Sohn dieses Ehepaares, Johann Sebastian Rinn am 22. Mai 1710 in Linnes die Anna Elisabetha Rühl heiratete. Johann Sebastian war am 23. September 1682 in Heuchelheim getauft worden, er starb am 12. November 1743 in Linnes.

Das Paar hatte 5 Kinder, darunter zwei Totgeburten; ein Kind starb klein.

Das älteste Kind, die Tochter Elisabetha Catharina heiratete 1741 Conrad Andermann von hier; die Ehe blieb kinderlos.

Das jüngste Kind, der Sohn Johannes heiratete 1755 in Linnes Anna Catharina Amend von Allendorf/Lahn. Da Johannes Rinn schon 1757 starb, wurde nur ein Sohn, Johann Henrich Rinn, geboren. Die Witwe heiratete 1760 Johann Caspar Spieß von Langgöns.

Johann Henrich Rinn wurde 1775 durch seine Heirat mit Elisabetha Margaretha Weigel von hier zum Linneser Löwenwirt. Seine Ehe blieb aber ebenfalls kinderlos, sodaß es von Johann Sebastian Rinn keine  Nachkommen mehr in Linnes gibt.

Am 25. November 1717 heiratet Johannes Rinn, Ludwig Rinnen von Heuchelheim Sohn in Linnes die Anna Elisabetha Weygel, 30.08.1691 – 10.04.1760.

Es gab in Heuchelheim drei Ludwig Rinn, die als Vater in Frage kamen; erst durch eine Patenschaft bei einem Kind dieses Paares ließ sich eindeutig klären, daß Johannes Rinn und der obige Johann Sebastian Rinn den gleichen Ludwig Rinn zum Vater haben. Pate ist: Bastian Rinn alß sein Stiefbruder.

Ludwig Rinn war in zweiter Ehe mit Anna Catharina Hörr in Heuchelheim verheiratet. Deren Mutter wiederum war eine geborene Waldschmidt. Im Stadtarchiv Wetzlar findet sich eine von Prof. W. Leitz nach Material von Pfr. Heep erstellte Ahnentafel der hiesigen Waldschmidt. Sie werden auf den 1417/18 bezeugten Waldsmyt uff der Byber zurückgeführt. Diesen haben somit auch alle Linneser Nachkommen von Johannes Rinn und Anna Elisabetha, geb. Weygel, zum Vorfahren.

Das Ehepaar hatte 8 Kinder.

Die älteste Tochter Anna Maria wird 15.03.1719 geboren, sie heiratet 1755 den 11 Jahre jüngeren Zimmermann Johann Caspar Herbert von Linnes, stirbt aber 8 Monate nach der Heirat.

Als zweites Kind wird 1721 der Sohn Johann Daniel geboren, der mit 4 Monaten stirbt.

Die Tochter Anna Catharina, 11.04.1723 – 28.02.1783, hat 1759 ein Tochter mit dem Musketier Anton Wittmann. Diese heiratet dann wiederum einen Zimmermann Johann Caspar Herbert in Linnes.

Als viertes Kind wird der Sohn Johann Philipp geboren, 22.03.1726 – 07.03.1790. Er wird als Gemeindediener und Feldgeschworener in Linnes genannt. In erster Ehe, 1755, mit Anna Ottilia Hildenbrand, hat er 3 Kinder, von denen 2 eine Ehe eingehen. Sohn Johannes bleibt in 2 Ehen kinderlos; Tochter Catharina Elisabetha hat mit Johannes Weigel 8 Kinder.

In zweiter Ehe ist Johann Philipp Rinn mit  Maria Catharina Amend von hier verheiratet. Diese Ehe bleibt kinderlos.

Die Tochter Catharina Elisabetha, geboren am 12.10.1728, heiratet 1760 in Allendorf/Lahn den Schneider Johann Henrich Volck, einen Witwer.

Als 6. Kind wird 1731 wieder ein Sohn auf den Namen Johann Daniel getauft; er stirbt 1732.

Die Tochter Anna Elisabetha, 16.03.1733 – 08.03.1797, wird die zweite Ehefrau von Johann Conrad Lenz. Sie haben drei Töchter, die alle heiraten. Eine heiratet Johannes Klein von Elnhausen, den Stammvater aller Linneser Klein, die somit auch die alte Familie Rinn als Vorfahren haben.

Am 22. Mai 1736 wird das letzte Kind, die Tochter Catharina Maria, geboren; sie stirbt am 14. Mai 1792 unverheiratet und kinderlos in Linnes.

Von dem Ehepaar Johannes Rinn und Anna Elisabetha, geb. Weygel, gibt es also in Linnes auch keine männliche Nachkommen mehr.  Konrad Reidt schreibt in Heuchelheim: „Die Rinn waren von jeher ein fruchtbares Geschlecht und hatten meist starke, zum Teil sehr starke Familien“. Dies gilt für die ersten Linneser Rinn aber nicht.

Am 19. Mai 1718 heiratet die am 14. September 1693 in Heuchelheim geborene Anna Clara Rinn, Tochter von Ludwig Rinn und Anna Maria, geb. Böhmer, den Linneser Johann Christoph Lentz.

Es werden 4 Kinder geboren von denen zwei klein sterben. Die Tochter Anna Maria heiratet wieder nach Heuchelheim, von Sohn Ludwig ist bisher nur das Geburtsdatum und die Konfirmation bekannt.

Johannes Rinn II., Wirt zur Krone und Weinhändler, wurde am 6. September 1806 in Heuchelheim geboren und starb am 31. Dezember 1885 in Linnes. Er ist (mindestens bis 1875) der Stammvater aller Namensträger in Linnes.

Er heiratet am 30. November 1834 hier die einzige Tochter des Großherzoglichen Bürgermeister Johann Philipp Weigel und seiner Ehefrau Catharina Elisabetha, geb. Schaum, Maria Elisabetha Weigel, 05.03.1806 – 24.01.1876.

Vier Kinder, die sich alle verheiraten, werden geboren.

Der älteste, Johannes Rinn III., Gastwirt und Landwirt, wird am 20.04.1835 geboren. Er heiratet 1862 Catharina Erb aus Wieseck. Bis 1875 werden 7 Kinder geboren.

Die Tochter Maria Elisabetha, geboren am 28.10.1837, heiratet 1863 den Schlosser und Schmiedemeister Jacob Wahl aus Garbenteich. Auch in dieser Ehe werden bis 1875 sieben Kinder geboren.

Philipp Rinn I., ebenfalls Gastwirt, wird am 04.09.1840 als drittes Kind geboren. Er heiratet 1863 Elisabetha Runge von hier. Fünf Kinder werden bis 1875 geboren.

Von dem am 02.04.1844 geborenen Weinhändler und Kirchenvosteher Wilhelm Rinn sind bis 1875 keine Kinder bekannt.

Während es im Telefonbuch in Heuchelheim von Rinn nur so wimmelt, gibt es in Linnes noch 8 Namensträger mit veröffentlichtem Telefonanschluß.