Die Familie Klingelhöfer
Der Name Klingelhöfer wird im dtv-Atlas Namenkunde nicht genannt.
Herr Helmut Klingelhöfer, Rauschenberg, Forschungsbeauftragter des
Familienverbandes Klingelhöfer-Klingelhöffer e. V., schreibt zur Entstehung
des Namens:
"Klingelhof bedeutet Hof in einer Klinge, einem engen von einem Bach
durchflossenen Tal. Die allererste älteste Nennung als Familienname in Hessen
ist für 1523 nachweisbar. In diesem Jahre wird Grethe im Klingelhobe als
Inhaberin eines Hofes, eben des Klingelhofes, in Damshausen im Gericht Dautphe
bei Biedenkopf genannt, von dem sie einen bestimmten Zins zahlt. Der
Familienname "im Klingelhof" gehört in eine Gruppe mit anderen
Familiennamen dieser Zeit in Damshausen und Nachbardörfern, die sich auf lokale
Gegebenheiten, d.h. die Lage des Hofes bzw. der bewohnten Hofreite beziehen.
Neben "im Klingelhof" sind es solche Namen wie "ufm Rein",
"vorm Schlag", "vorm Nispel", "im Dreck", "uf
der Pfützen", "beim Born", "unterm Kirchhof" "vor
der Brücken" und andere.
Die fünf letzten Namen erklären sich von selbst, wobei "im Dreck"
und "auf der Pfützen" möglicherweise Synonyme für die gleiche
Familie sind. Rein ist der Rain oder leichte Hang im Feld, Schlag kann ein
Schlagbaum sein, der Nispel ist ein Berg östlich von Damshausen. Alle diese
Namen sind in den Dörfern im hessischen Hinterland selbst entstanden und wurden
nicht aus anderen Gegenden mitgebracht.
Dazu gehört auch der Familienname Klingelhöfer, der seit mindestens 1546
parallel zur Form "im Klingelhof" erscheint, und diese allmählich
ersetzt. "im Klingelhof" ist genauso wie "vorm Nispel" die
Bezeichnung des Platzes, an der die Hofreite mit Wohn- und Wirtschaftsgebäuden
lag. So wie der Nispel östlich von Damshausen liegt, liegt nordwestlich
zwischen den Bergen Zimmerst und Bauerst ein schmaler Wiesengrund, der sich von
einem Bächlein durchflossen von Nordwest nach Südwest Richtung Dorf erstreckt.
Der unterste Bereich dieses Wiesengrundes, der sich nordwestlich direkt an die
Ortslage von Damshausen anschließt, ist die Flur "Im Klingelhof".
Offiziell gibt es diesen Flurnamen allerdings nicht mehr. Eine Neuvermessung der
Gemarkung im Jahre 1873 hat den Namen dieser sehr kleinen Flur, die nur zwischen
69,35 und 75,63 ar oder 6935 m² bzw. 7563 m², im Kernbereich eigentlich nur
24,34 ar, groß war, verschwinden lassen und der größeren Flur "Im
Dorf" angeschlossen."
Zur Herkunft der Familie schrieb mir Herr Helmut Klingelhöfer, nachdem ich in "750 Jahre Damshausen –1251-2001" gefunden hatte: "1523 Grethe im Klingelhobe (Klingelhöfer) wird Zahlerin des Schüsselzins für einen Pachthof. ..." noch:
"Die Herkunft aus oder besser die erste Erwähnung des Namens in Damshausen 1523 ist korrekt und geht auf meine eigenen Forschungen zurück; allerdings können die Calderner Klingelhöfer, die aufgrund meiner Forschungen erstmals 1586 nachweisbar sind, also eine Generation früher als bisher angenommen, nur indirekt an die Klingelhöfer in Damshausen angeschlossen werden. Die Herkunft aus Damshausen ist mit Sicherheit anzunehmen, aber nicht zu beweisen."
Die Linneser Klingelhöfer stammen von Caldern, Kreis Marburg. Soweit mir bekannt ist, stammen alle Linneser Klingelhöfer von Tobias Klingelhöfer ab, der am 4. oder 13. Februar 1717 in Linnes heiratet.
Im KB Großen-Linden lautet sein Heiratseintrag:
Tobias Klingelhöfer aus dem Hessen Kaßelischen Caldern und
Anna Margretha, Joh. Friedrich Schäfers, des Adel. Wredischen Hofmanns
Tochter.
Als Hochzeitstag wird der 13. Februar 1717 angegeben.
Im Linneser Kirchenbuch heißt es:
Tobias Klingelhöffer von Calern, Hält HochZeit mit Friedrich Schöffers
tochter anna Margretha
geschehen den 4t Febr. 1717.
In seinem Sterbeeintrag steht, daß er Alters wegen, morgens zwischen 3 u. 4 Uhr mit 78 Jahren, 3 Monaten, 11 Tagen am 11 Februar 1762 verstorben ist, von Caldern bürtig, ist zusätzlich angemerkt.
Seine Frau stirbt recht kurz nach ihm am 6. April 1762, sie war am 2. September 1687 in Linnes getauft worden.
Tobias Klingelhöfer war, wie sein Schwiegervater Friedrich Schäfer, Hofmann auf der Adeligen von Wredischen Burg zu Lindes. Der Hofmann, auch Hofrichter, wär Pächter und Verwalter des Burggutes.
Seine Brüder Johann Danjel und Johann Peter, und seine Schwester Anna Margretha aus Caldern, sind Paten bei seinen Kindern in Linnes.
Die Vorfahren von Tobias Klingelhöfer in Caldern wurden mir freundlicherweise von Herrn Manfred Schmidt aus Krofdorf genannt.
Sein Vater war Johann Georg Klingelhöfer II; sein Großvater hieß Daniel Klingelhöfer; der Urgroßvater war Theis Klingelhöfer.
Tobias Klingelhöfer und seine Frau Anna Margretha, geb. Schäfer, hatten 6 Kinder, von denen 5 in Linnes geboren wurden.
Der älteste Sohn Johann Ernst, 8. November 1718 bis 25. Juli 1793, wird ebenfalls als Hofmann auf der Burg genannt. Er heiratete 1756 Anna Maria Loh/Luh von Allendorf/Lahn. Das Ehepaar hat 4 Kinder, von denen nur der Sohn Balthasar das heiratsfähige Alter erreicht. Er lebt in Linnes und ist der Stammvater der späteren Klingelhöfer hier.
Die am 01. April 1720 geborene Tochter Anna Juliana stirbt mit 19 Tagen.
Am 10. September 1721 wird der Sohn Johann Peter geboren. Er stirbt am 15. August 1779 in Großen-Linden, wo er nach seiner Heirat 1763 mit Christina Elisabetha Erb von dort lebte und den "Leanner" Familienzweig begründete.
Von dem am 18. Dezember 1722 geborenen Sohn Johann Henrich gibt es keine weiteren Kirchenbucheinträge. Neben seinem Namen steht im Taufeintrag ein "+". Später wird sein jüngerer Bruder als "dritter Sohn" bezeichnet. So muß wohl davon ausgegangen werden, daß er als Kind verstorben ist und seine Sterbeeintrag vergessen wurde. Möglicherweise starb er auch auf dem Hof Germershausen, s. u.
Die Tochter Ernestina, 16. August 1724 bis 20. April 1772, heiratet 1759 Johann Ludwig Weigel aus Linnes. Er ist auch Hofmann auf der Burg, verstirbt aber schon 1762. Das Paar hat nur einen Sohn, der sich nach Wölfersheim verheiratet. Ernestina heiratet in 2. Ehe wieder einen Johann Ludwig Weigel aus Linnes, der dann ebenfalls Burghofmann wird. Aus ihrer zweiten Ehe sind keine Kinder bekannt.
Von Herrn Manfred Schmidt aus Krofdorf wurde ich informiert, daß Tobias Klingelhöfer und seine Familie nicht durchgängig in Linnes lebten. Er teilte mir die Taufe eines weiteren Kindes in Ober-Weimar mit, wo Tobias drei Jahre lang als Hofmann des Hochadligen Hofes Germershausen gewesen war.
Dort wurde der Sohn Johann Wilhelm am 8. Juni 1728 geboren und am 13. Juni in Ober-Weimar getauft.
Er heiratete 1761 nach Gießen. Dazu gibt es im KB nur einen Proclamationseintrag.
Herr Dr. Wilhelm Bingsohn aus Gießen teilte mir mit, daß er am 23. Juli 1808 in Gießen starb. Er war Bürger und Fuhrmann. Verheiratet war er mit Catharina Luisa Welcker. Das Paar hatte 6 Töchter und einen Sohn in Gießen.
Wann Tobias Klingelhöfer mit seiner Familie wieder nach Linnes zurückkehrte, konnte ich noch nicht feststellen.
Der Familienname Klingelhöfer hat sich bis heute in Linnes erhalten.
Das Telfonbuch weist noch mindestens 9 Einträge zu dem Namen in Linnes aus.