Der dtv-Atlas Namenkunde nennt nur den Namen Germar, einen nach einem zweigliedrigen germanischen Rufnamen gebildeten Familiennamen. Die Glieder bedeuten: ger = Speer; mari = bekannt, berühmt, angesehen, herrlich, hervorragend, vortrefflich. Oder ger-man; man = Mensch, Mann.
Der Name kann aber auch ein Name nach der Herkunft sein; dann wäre er aus Girmeser entstanden und der erste Namensträger käme aus dem Dorf Girmes; s. u.
Die Linneser Familie Germer gehört auch zu den Familien, die von Heuchelheim nach Linnes kamen.
In dem 1986 von Otto Bepler neu bearbeiteten sehr schönen „Dorfbuch“ von Konrad Reidt „Heuchelheim bei Gießen – Geschichte eines Dorfes im Lahnbogen“, heißt es auf Seite 87:
Mit den Germern hat es insofern eine besondere Bewandtnis, als ihr Name eine Wandlung durchgemacht hat. Sie saßen ursprünglich in Allendorf a. d. Lahn, wo German und Germans Peter 1482 in der Gleiberger Rechnung als Pferdebauern genannt werden. An ihrer Stelle sind dann 1492 bis 1500 Germesz Heintz und Krinchen aufgeführt. In Dutenhofen ist 1482 ein Girmeser „eyn Hirt“ und 1492 und später ein Henne Germeszer zu Hause, 1500 wieder Girmeszer geschrieben. 1520 wird Germes Heintz in Allendorf erwähnt. Anscheinend handelt es sich bei den drei Namen German, Germes und Girmeser um Angehörige desselben Geschlechts. In Allendorf tritt der Name German noch 1555 und später auf.
[In den Einwohnerlisten von Otto Stumpf werden noch 1620, 1629 und 1640 Gehrman, German in Allendorf/Lahn genannt. Weiter im Zitat:]
In Heuchelheim ist im Jahre 1547 Hans Germer der erste Vertreter des hiesigen Zweigs. Er wird noch 1569 und 1588 genannt. Nun steht in dem Protokollbuch des Vogteigerichts zu Allendorf 1581 folgender Eintrag: „Elias und Hans German zu Heuchelheim, Item Melchior Philips seligen fünf Kinder sind Voigt man worden Inn dem Erbfall der Voigtgüther von Schwiegerfrawen und Altmutter ufferstorben“. Das soll bedeuten, daß die beiden Germer in Heuchelheim (im Protokoll German genannt) in der Allendorfer Gemarkung Vogtäcker übernahmen, die dem Vogtherrn, damals dem Herrn von Buseck, gehörten. Vogtmann wurde man aber im allgemeinen nur durch Erbschaft. Die Heuchelheimer Germer müssen also mit den Allendorfer German verwandt gewesen sein. Wahrscheinlich sind sie von Allendorf herübergekommen. Diese Verwandtschaft läßt aber den Schluß zu, daß German und Germer Familien gleichen Blutes sind.
Für die etymologische Ableitung des Namens bestehen zwei Möglichkeiten. 1482 erscheint in Allendorf ein German und im Nachbardorf Dutenhofen ein Girmeser. Da beide Orte dicht beieinander liegen und Hüttenberger Dörfer sind, in denen die Freizügigkeit nicht beschränkt war, liegt der Gedanke nahe, die beiden Vertreter derselben Familie zuzurechnen, und German und Germer seien dann nichts weiter als Umbildungen des Namens Girmeser. Der Ursprung des Geschlechts wäre dann in einem einst aus Girmes bei Wetzlar Zugezogenen zu suchen.
Die andere Möglichkeit bestünde darin, daß der Dutenhöfer Girmeser mit den Allendörfer German nichts zu tun gehabt hätte. Er könnte sehr wohl aus Girmes zugezogen sein. Die Tatsache, daß man sehr oft gerade Fremde als Hirten annahm, scheint diese Annahme zu bestätigen. Wenn wir so diesen Girmeser als nicht verwandt ausscheiden, so scheint doch festzustehen, daß der Name Germer aus dem alten German entstanden ist. Um nun Verwechslungen zu vermeiden, haben die Protokolle des Vogtgerichts in Allendorf den alten Namen noch lange weitergeführt, während der neue Name in Heuchelheim schon längst gebräuchlich war.
Von 1594 bis 1616 befindet sich in unserem Dorfe wieder ein Hans Germer, dem 1612 ein Henkel Germer folgt. Des ersteren Frau Vronica starb 1633. Henkel und seine Frau Elisabeth stehen 1629 im Leibeigenverzeichnis. Ab 1640 begegnen wir wieder einem Hans Germer, der 1662 starb. Seine erste Frau Katharina war 1652 gestorben, worauf er ein Jahr später die Witwe Anna Christina ehelichte. Der Stammvater aller Heuchelheimer Germer ist bestimmt Henkel Germer, der 1662 die Anna Elisabeth Gorr zur Frau nahm.
Abgewandert sind bis zum Jahre 1900 nur fünf Namensträger. Einer ging nach Kleinlinden. Zu seinen Nachkommen gehörte Pfarrer Germer in Großen-Linden. Der Stammbaum zählt seit dem Drißigjährigen Krieg 37 Familien.
Soweit das Zitat.
Nach Linnes kam der Ackermann und Wagner Johannes Germer. Er ist am 6. Oktober 1803 in Heuchelheim geboren, und starb am 24. Mai 1857 in Linnes. Am 13. November 1828 heiratete er in Linnes Anna Elisabetha Weigel, 27. Juni 1811 bis 14. November 1840, einzige Tochter von Georg Philipp Weigel aus Linnes und Maria Catharina, geb. Reuschling, aus Heuchelheim.
Das Ehepaar Germer hatte 5 Kinder, von denen zwei klein verstarben.
Die Tochter Anna Elisabeth heiratete 1857 Caspar Weller II.
Der Sohn Georg Philipp heiratete 1859 Elisa Margarethe Weigel. Er erscheint meistens unter dem Namen Philipp Germer I. Er folgte dem am 15. Februar 1880 verstorbenen Johann Philipp Weigel im Amt des Großherzoglichen Bürgermeisters in Linnes. Er war auch Postagent, wahrscheinlich der erste in Linnes, und Kirchenvorsteher.
Sein Bruder Wilhelm Germer I., Landwirt, heiratete 1859 Anna Maria Jung.
Diese beiden Brüder Georg Philipp Germer (Philipp Germer I.) und Wilhelm Germer I. sind die Stammväter der Linneser Germer.
Ob später noch andere Germer aus Heuchelheim (oder anderswo) nach Linnes gekommen sind, ist mir nicht bekannt.
Hinweisen möchte ich noch auf die Gedichtsammlung von Rudolf Germer. Vielleicht gibt´s beim Roland noch einige Exemplare.