Die Familie Eckhard

Der Name dieser sehr alten Linneser Familie taucht in den Schreibweisen Eckert, Eckardt, Eckart, Eckhard, Eckhardt, Eckhart, und ähnlich auf.
Den Familiennamen gibt es um 1650 in mehreren umliegenden Orten.

Nach dem dtv-Atlas Namenkunde ist der Familienname Eckhard und verwandte Formen aus dem germanischen Rufnamen ekkahart gebildet. Dieser besteht aus den Namensgliedern ekka + hart. ekka bedeutet Schneide, Spitze, Ecke. hart ist hart, streng.

Bei Otto Stumpf, Einwohnerlisten des Amtes Gießen, erscheinen schon in der Wallsteuerliste von 1617, der ersten erhaltenen Liste zu Linnes nach 1502, mehrere Namensträger:
Christ Eckart                 -  415
Christ Eckarts Kinder      -   70
Johann Eckart                  - 153
Melchior Eckart                - 349
Die Zahlen geben das zu versteuernde Vermögen in Gulden an.
Danach besitzt Christ Eckart das zweitgrößte Vermögen in Linnes; allerdings hat Peter Ebert nur einen Gulden weniger zu versteuern, während Philips Schmitt allein ein auf 980 Gulden geschätztes Vermögen besitzt, ungefähr so viel, wie alle Eckarts zusammen.

1629 werden bei Otto Stumpf, Lindeß-Leibeigen-Beede, genannt:
Christ Eckartß Fr. Dorothea
Georg Eckardts Fr. Crein 1632 eingeschrieben 
Hannß Eckarth 
Joann Eckard(uß)
1629 + 1 fl. Besthaupt
Georg Eckart hat also 1632 oder vorher geheiratet; Johann Eckart ist demnach 1629 gestorben, seine Erben hatten einen Gulden Besthaupt zu zahlen, eine Erbschaftssteuer. Ursprünglich war das beste Haupt im Stall beim Tod des Familienvaters zu entrichten.

1640 wird nach Stumpf in der Lindeß-Leibeigen-Beede  von der Familie nur genannt:
Georg Eckardt(s) Fr. Creina

In der Kriegsschadensliste aus dem gleichen Jahr taucht kein Eckhard auf.
In der von Dr. W. Heymann veröffentlichten Kriegsschadensliste von 1639 wird Georg Eckhardt als Geschädigter genannt.

1660 heißt es bei Stumpf in Leibeigenbeede nach Gißen:
Georg Eckardts Fr. Crein
Johann Eckerd u. Margarethe
Nach diesen Einträgen könnte man annehmen, daß Christ und Georg Eckart nicht leibeigen waren (zumindest nicht nach Gießen), sondern nur ihre Frauen. Die Kinder waren dann über ihre Mütter leibeigen nach Gießen.

Im Vogteigerichtsbuch Allendorf/Lahn habe ich bisher keinen Eckkard aus Linnes gefunden; zumindest nicht unter diesem Namen, siehe unten.

Zu Beginn der Kirchenbucheinträge gibt es nur eine Familie dieses Namens, die Kinder in Linnes Taufen läßt:
Johannes Eckhard und seine Frau Margaretha, geb. Spanheimer, siehe auch in der Liste von 1660.
Durch einen der wenigen erhaltenen ganz frühen Konfirmationseinträge wissen wir, daß er ein Sohn von Hans ist:
1638: Johannes Eckard, Lindesianer, Hans Eckard S. relictus. [Das „S“ ist eine Abkürzung für „selig“; „relictus“ ist: nachgelassener Sohn.]
Am 16.04.1653 ist er Pate bei Paulus Kausen Sohn Johann Georg als: Johannes, Hanß Eckhards S. Sohn.
Er heiratet 1655 in Heuchelheim:
Den 5. tg. Novemb: hatt Johannes Eckhart von Lindes sein hochzeitlichen Ehrntag alhie gehalten mit Johannes Spanhamers tocht: Margretha.
Ein Sterbedatum hat sich bisher weder zu Ihm, noch zu seiner Frau, finden lassen. Er lebt aber 1685 noch in Linnes.
1664 und 1666 ist er Bürgermeister in Linnes.

1658 werden Johannes Spanheimer von Heuchelheim und sein Eidam Johann Eckhard Hofrichter auf der Burg:
(Protocollum Vigelii:)
Eod. (09.03.1658) der Juncker gen Lindes kommen, und Melchior Hildenbrand von der Burg getrieben, welcher gen Linden (Zu Johannes Gerharden ingezohen.) Am Rand: Hat der Juncker (schon Zuvor) Johannes Spanheimern von Heuchelheim und Johannes Eckharden seinen Eydamen Zu Lindes, Zu Hofleuten angenommen. 

Mit seinen Schwiegereltern muß er aber öfters Streit gehabt haben, bei dem er sich sehr grob verhielt:
[Pfarrer Vigelius: beim Pfarrer Convent in Gießen am 04.10.1659:] 2. Propomirete ich, dz Johannes Eckhard Zu Lindes seinen schweher Johannes Spanheimern geschlagen hette. Antwortete der H. Superintendent, Ich solte ihm das vorhalten, und ihn darümb strafen, vorm Kyrchen Convent, und wan er Zum nachtmahl gehen wölte.

Am 2. Januar 1659 hatte Pfarrer Weigel anläßlich der Taufe von Maria Catharina Eckkard noch notiert:
Taufte ich darauf Maria-Catharinam. Johannes Eckhards Kind. gieng der Student, auf inladung, ein wenig mit ins Kindbett. Ich und meine Haußfraw aber blieben da über nacht, und aßen den folgenten morgen wider die supp mit ihnen.

Im Poenitenzregister (Verzeichnis der Kirchenstrafen) findet sich 1670 dieser Eintrag:
Johannes Eckhardt zu Lindes daß er seinen Schwieger-Vatter und Mutter geschlagen.

Von Johannes Eckkard und Margaretha, geb. Spanheimer, sind 6 Kinder bekannt, von denen nur der Sohn Johann Henrich und die Tochter Elisabetha das heiratsfähige Alter erreichten und Ehen eingingen.
Von der oben erwähnten Tochter Maria Catharina gibt es keine weiteren Daten; 3 Kinder starben jung.

Nun noch zu den ältesten Namensvertretern in Linnes, nach den Akten des Centgerichts Lindes:
Die früheste Erwähnung des Namens findet sich 1559, vff Donnnerß dag nach matheuß apostel.
Herr Jost Hoffmann (wohl der Pfarrer von Lützellinden) klagt an stadt vnd von wegen baltzerß, cristwentzelß verlassen sonn, daß Eckerts Hens Casper diesen Baltzer mit einer moirdlicher wehr , vberlauffen vnd Ihn geschlagen , casper dabeij nit gelassen, weider Einen weiden stam abgehauwen, vnd darmit diessen cleger auch geschlagen habe.
Es ist bei dieser einmaligen Nennung nicht zu sagen, ob „Eckerts Hen“ 1559 schon verstorben war. Sicher ergibt sich aber aus dem Namen, daß er der Vater von Caspar Eckart ist.

Caspar Eckart wird 1574 bei einem weiteren Prozeß, einer Verleumdungsklage gegen Peters Johanneß, zusammen mit David Stebes als Kläger genannt, dabei heißt er während des Prozesses „Schlaigk Casper“ oder nur „Casper“. Erst im Urteil heißt es dann: „dauit stebes vnd Caspar Eckarten“.

Caspar Eckart ist nach einer Akte des Vogteigerichts Allendorf von 1578 mit Crein Krögk, der Tochter des Vogteigerichtsschöffen Jacob Krögk aus Großen-Linden verheiratet; bei dessen Tod erbt er Vogteigut zusammen mit mehreren namentlich genannten Schwägern. Dabei heißt er einfach nur Caspar zum Lindes.

Er wird auch 1578 als Caspar Eckhard in der ersten erhaltenen Liste als Centner aus Lindes genannt; aber schon in dieser Liste gibt es hinter seinem Namen den späteren Zusatz "Witw" und am Ende der Liste den Nachtrag: Christ vndt Johannes Eckhardt  Anno 80.

Er ist also vor 1580 verstorben, und seine beiden älteren Söhne Christ vndt Johannes werden neue Centner. Es sind wahrscheinlich seine beiden älteren Söhne, während sein vermutlich jüngster Sohn Melchior erst 1588 alt genug ist, um Centner zu werden.
In der Rügenliste von 1579 findet sich noch der Eintrag: Caspar Eckharts dochter zu Schaden gegrast. Über den Verbleib dieser Tochter konnte nichts gefunden werden.

Christ Eckhardt ist durch urkundliche Belege gesicherter Vater von Georg, CGA II,88; Rüge 1616: Christ Eckhardts sohn Jorge, und Catharina, der Frau von Hanß Lentz. In den Centgerichtsakten wird noch eine Tochter „Enchen“ genannt, über die sonst noch nichts weiter bekannt ist.

Für Johannes Eckhardt lassen sich die Töchter Gertraud und Elisabeth nachweisen; die Belegstelle für einen sonst unbekannten Sohn Jacob, den Pfr. Hoffmann in seinen genealogischen Notizen angibt, habe ich noch nicht gefunden.

1619 sei Christ Eckhardt Vormund für ein nachgelassenes Kind von Melchior Eckhardt, gibt ebenfalls Pfarrer Hoffmann an. Auch dazu fehlt mir noch die Belegstelle, die Pfarrer Hoffmann in seinen Notien leider nie angibt.

Wessen Sohn nun Hans Eckhard, der früh verstorbene Vater von Johannes Eckhardt, ist, ließ sich bisher nicht sicher ermitteln. Er ist aber sicher ein Enkel von Caspar.


Den alten Linneser Namen Eckhardt findet man heute nicht mehr im Telefonbuch in Linnes, er hat sich aber als Dorfname Eckerts bis heute erhalten.