Die Familie Amend
Der dtv-Atlas Namenkunde ordnet den Namen Amend(t) unter Familiennamen nach Wohnstätten ein. Der am Ende eines Dorfes wohnte, erhielt den Namen Am End, woraus später Amend wurde. Der Name ist wohl in mehreren Gegenden Deutschlands unabhängig voneinander entstanden.
Wohl fast alle Amend
in unserer Gegend stammen ab von Peter
am Endt, Müller der Untersorger-Mühle bei Allendorf/Lahn.
Dies gilt
auch für die Linneser Amend.
Die Amend kamen in viele Orte zuerst als
Müller.
Im Familienbuch Allendorf/Lahn ist z. B.
angemerkt, daß die Nachkommen eines Johann Dönges am End als Müllerfamilien auf Mühlen in Münchholzhausen,
Dorlar, Oberbiel, Obermühle Rechtenbach, Hochelheim, Großenlinden, Werdorf,
Wetzlar, Runkel und Neukirchen saßen.
Bei den Amend in Allendorf läßt sich
die Enstehungsweise des Namens noch sehr schön verfolgen. Es gibt die
Schreibweisen ahm
Endt, am End, am Endt, Am Endt und ähnliche, bis sich langsam als
allgemeine Schreibweise Amend
durchsetzte.
Der älteste bekannte Namensvertreter in
Allendorf war der schon oben erwähnte Müller Peter
am End. Er war spätestens ab 1595 Müller der Untersorger Mühle. Er
hatte die Mühle erbkäuflich von Hermann Abermann, Zeugmeister zu Gießen
erworben.
Aus den Akten des Vogteigerichtsbuches Allendorf/Lahn geht hervor, daß
Peter am End ein Sohn von Johann German ist und einen
Bruder Christ German hatte. Schon der Vater war Müller in
Allendorf und wird in den Akten auch öfters Johann Moller genannt.
Das Familienbuch Allendorf /Lahn von
Herbert Otto Müller und Kurt Binz nennt 4 vermutliche Söhne von Peter Amend.
Die vermutlichen Enkel von Peter am End konnten noch nicht eindeutig ihren
jeweiligen Vätern, den vermuteten 4 Söhnen von Peter am End, zugeordnet
werden, da in Allendorf keine Kirchenbücher aus dieser Zeit mehr vorhanden
sind.
Bei der Zuordnung der vermuteten Enkel, die aber m. E. eher als Urenkel von Peter
anzusehen sind, war das KB Großen-Linden hilfreich. Viele Amend treten schon
sehr früh als Paten in Linnes auf. Wenn sie noch nicht verheiratet waren,
wurden sie in dieser Zeit fast immer zusammen mit dem Vater genannt.
Henrich Amend wurde Pächter auf der Heuchelheimer Mühle, dort genannt 1643. Er begründete den Familienzweig der Amend in Heuchelheim. Ob er ein Sohn oder ein Enkel von Peter war, ist noch nicht geklärt.
Peters Nachfolger als Müllermeister auf
der Untersorger Mühle war laut Familienbuch Rudolph
am End.
Er wird, ebenfalls laut Familienbuch, in
den Steuerlisten von 1660, 1662, 1679 und
1680 genannt. Er unterschrieb das Kriegsschadenverzeichnis von 1640 mit "Rudolf am Endt".
Rudolf am Endt erleidet 1640 einen
Kriegsschaden von 21 Gulden, in der Steuerliste von 1640 wird er nicht genannt.
Er wäre demnach mindestens 40 Jahre Müller gewesen. Möglicherweise gab es
aber in 2 Generationen einen Rudolf Amend.
In den von Otto Stumpf
herausgegebenen Einwohnerlisten des Amtes Gießen werden folgende Amend
in Allendorf genannt:
1593: Peter Moller [Er
ist als Peter, der Müller, identisch mit Peter am End.]
1599: Peter Moller
1620: Sorger Moln [Es gab mindestens schon zwei der späteren 3
sogenannten Sorger Mühlen.]
1629: beide - Baltzer AmEndt u. Margreth [„beide“ vor den
Namen bedeutet, daß beide leibeigen waren.]
Sorger
Möller
1640: Baltzer am Ende rel. 1640+ [Demnach müßte Balser Amends
Witwe (relicta) 1640 gestorben sein.]
Deyß
ahm Endt, Hof frei
Sorger Mohll
In der Kriegsschadensliste von 1640
werden genannt:
Melchior am Endt
– 6
Rudolf am Endt
– 21
Deiß am Endt
– 9
1660: beide – Rudolf am End u. Margreth – sie
Kindbetterin
er
- Theiß am End
Nach den Akten des Vogteigerichts
Allendorf erhält Baltzer
am Endt 1607 ein Stück Land im Vogteigerichtsbezirk als Brautgabe und
kauft 1611 eine weiteres Stück dazu.
1645 kauft wieder ein Baltzer
am End Vogtgut. Nach dem Eintrag von 1640 bei Otto Stumpf muß es sich
aber um einen anderen Balser Amend handeln.
Leider sind die Einträge im
Vogteigerichtsbuch Allendorf später nicht mehr so genau wie vor dem dreißigjährigen
Krieg. Deshalb geben die beiden folgenden Einträge, bei denen es sich um Erb-
oder Übergabefälle handeln muß, der Erblasser oder Übergeber aber nicht
namentlich genannt wird, auch
keinen sicheren Aufschluß:
Vogtt Gericht gehalden montagß nach
Quasimodogeniti
Anno 1641 den 3 t mayij
k
Theiß am Endt wurt auf
seines vatterß vogt guht ingesetzt.
k
Henrich am Endt wurt
auf seines vatterß vogt guht ingesetzt.
k
Rudolf am Endt wurt auf
seines vatterß vogt guht ingesetzt.
k
milchior am Endt wurt
auf seines vatter vogt guht ingesetzt.
k
milchior wil wurt auf
seines schweeß vogt guht ingesetzt.
G
Anthoniuß schneider von
Holzhausen wurt gerichtlich auf seiner Haußfrawen
vogt guht ingesetzt wie Hohfs recht ist so Ihm
von Ihrer mutter anerstorben.
Theiß
Rudolf milchior Am Endt vnd milchior wil Die haben döngeß
schneider und Henrich am End Ihr
vogt guht so sie von Ihr vatter vnd
schieger vatter Eblich abgekaufft so sie von Ihrem vatter ererbt
haben mit Ihrer
gebürlichen beschwerungen wiß Darauf gehoret.
Gericht Gehalden Montag nach Qasimodogeniti Anno 1643
G
Johan Jorg Weigel von lindeß
wirdt gerichtlich ingesetzt In die vogt güdter die
sein Haußfraue ererbt hat von Ihrem Vatter
Rudolf am Endt
3
Jacob Volck
der gleichen
Johanneß Lentz
1
Jacob
Volck last sich dauschweiß insetzen auf Etlich vogt gutr so er vb
Rotelf Werd=
mol[??]
erttauscht Hat. [Hat hier Jacob Volck
seinen Anteil an der Mühle mit Rudolf am End
gegen Vogtgut getauscht, wie später
Johann Georg Weigel??]
3
Johan Jorg Weigell Rudolf am
Endt Jacob Volck werden Ley weiß Im Johanneß
Lentz vogt guht
gerichtlich ingesetzt
Noch zwei Einträge im Vogteigerichtsbuch zu den Amend:
1648:
Johan Jorg Weigel läßt sich
gerichtlich ein setzen Ufe Rudolf Am Endt Vogt gütter so er Umb sein Theil mühln
ertauschn hat.
1649:
Theiß amendt Undt Milchor
will werden gerichtlich eingesetzt auf Milchor
amendt seinen Vogt gütter.
Von der weiteren Auswertung der
Vogteigerichtsakten erhoffe ich mir noch Klärungen zur Familie Amend in
Allendorf.
Wie oben ersichtlich ist 1643 schon eine
Amend nach Linnes verheiratet.
Als erster männlicher Namensträger und
Begründer des hiesigen Amend-Zweiges kommt dann Philipp
Amend nach Linnes.
Ab 1685 werden Kinder vom ihm hier getauft.
Er ist ein Sohn von Rudolf Amend,
denn am 03.11.1678 ist er Pate bei Johann Jacob Weygels Tochter Anna in Lindes
als Rudolph Amend, Sorgmüllers
fil. [filius = Sohn]
Am 02.11.1679 ist er wieder als Rudolph
Amend, Sorgmüllers fil. Pate bei Conrad Lentz Sohn J. Philipp.
Seine Heirat muß vor dem
21.03.1680 gewesen sein. An diesem Tag ist Patin bei Johann Henrich Hoch,
Schreiner in Dorlar, verh. mit Maria Möller (von der Steinmühle in Allendorf):
Johann Philipp Amend von der Sorg Ehefrau Anna Maria (Frdl. Mitt. Manfred
Schmidt).
Vermutlich hat die Familie also noch
einige Zeit auf der "Sorg" gelebt, bevor sie nach Lindes kam.
Philipp Amend starb in Linnes am
05.03.1714 mit 57 Jahr minus 2 Monath.