I. Mehrfach genannte „Fremde“.

1. Die Familie Leinweber.

Anfang des 18. Jahrhunderts war Daniel Leinweber für einige Jahre Hofmann auf der Burg. Zu ihm habe ich von Frau Ebert, Alten-Buseck, ausführliche Ergänzungen erhalten, deshalb habe ich für diese Familie eine eigene Datei angelegt.
Eine Verwandschaft mit Lindeser Familien war nicht festzustellen.

 
2. Die Familie Bonacker.

Zur Familie Bonacker gibt es 3 Taufen in Lindes; 2 Taufen und 5 Sterbeeinträge in Großen-Linden, die mir auffielen. Möglicherweise sind aber noch mehr Einträge im KB Gr-L vorhanden.
In „Die Auswärtigen im Kirchenbuch von Leihgestern von 1639-1807“ von Dr. Georg Faber gibt es auch 2 Einträge zu Bonacker. Dabei werden für Johannes Bonacker 4 Kinder genannt, weiterhin wird ein Sohn von Johann Jost Bonacker in Leihgestern getauft. Diese Daten sind im folgenden eingearbeitet.
Als erstes finden sich zwei Taufeinträge im KB Großen-Linden, bei denen am Rand das Zeichen für Großen-Linden vermerkt ist. Beim ersten Eintrag ist das Blatt sehr stark links innen beschädigt, deshalb nur Teile lesbar:

....Nov. (1737) Joh. Jodocus Bonacker und Maria Catha
..., herumbreißende Zunner Leute tau=
....rl. gebohren in Kilian Herberts zu
....28ten ejgd morgens gegen 10. Uhr ge=
....gr..ha, Joh. Melchior Möllers, Müllers in
der Universitäts Mühl Eheweib. 2. Johannes Menges 3.Anna
Elisabeth Balthasar Schmitts Ehweib.
Ist Kind gnt Anna Margretha.

Sambstags den 13ten Aprilis (1745) morgens zw. 1. und 2. Uhr wurde Johannes Bonackern, aus dem Amte Battenberg, einem Korbmacher (so sich des Sommers über hier in Grosenlinden pflegt aufzuhalten) und seiner ehel. Haußfrauen Anna, einer gebohrenen Lehmännin von Gambach ein Töchterlein gebohren, und Montags den 15ten eiusd. war der zweyte Osterfeyertag in der Nachmittags Kirche getaufft. Gevattern waren
1.) Anna Maria, des gewesenen Stadtschreibers Wentzel Tochter.
2.) Anna Elisabetha, Joh. Ludwig Mackens, hiesigen Burgers ehel. Haußfrau und
3.) Johannes, Joh. Peter Veltens allhier ehelr. Sohn;
welche dem Kind in der h. Taufe den Nahmen Anna Maria beygeleget.

Am 24.4.1751 wird in Leihgestern dem herumziehenden Korbmacher Johannes Bonacker und seiner Ehefrau Christina ein Töchterlein geboren, das am 27.4.1751 auf den Namen Christina Elisabetha getauft wird. Dieses Kind stirbt am 15.5.1758 in Leihgestern.

1752 findet sich dann folgender Sterbeintrag zu Großen-Linden, KB 1:
Freytags den 19ten May zwischen 9. und 10. Uhr starb Johann Conrad, Andreas Bonackers eines herumziehenden Korbmachers Söhnlein an den blattern; der Vatter hatte sich bey einiger Zeit bey Johannes Zörben aufgehalten - das Kind war alt 3 und ½ Jahr und zu Griedel getauft worden; Es wurde Sonnabends den 20ten eiusdem in der Stille unter dem 10. Uhr Geläute begraben.

Am 8.2.1753 wird dem katholischen Siebmacher und Zonner-(Zunder-)träger Johann Jost Bonacker und seiner Ehefrau Engelbertha in Leihgestern der Sohn Georg Conrad geboren, der am 11.2. auch dort getauft wird.

1753 findet sich dann zu Lindes folgender Eintrag in beiden Kirchenbüchern:
Donnerstag, den 1.11.1753 Andreas Bonacker von Bromskirchen, abends zwischen 6 und 7 Uhr, einem im Land herumziehenden Korbmacher und Zunder=Krämer, und Sophien, seiner Ehefrauen [Johannes Bonacker und Sophia Schänen eine gebohrene, Von Bomers Kirchen donnerstags Abends als den 1ten 9br. zwischen 7 und 8 Uhr ein Söhl. gebohren], Ihr 4. Kind, ein Mägdlein, gebohren und DOM. XX p. Trin., den 4. ejusdem getauft. Gevattern:
1.Joh. Just Bonacker, des Kindes Vatters Bruder
2.Agnetha, Johann Jacob Bindtmanns, eines ebenfalls im Lande herumziehenden Korbmachers Ehefrau
welche dem Kind den Nahmen Agneßa [Agneha] in der h. Tauffe mitgetheilet.

Der zeitlich nächsten Einträge betreffen Großen-Linden, Sterberegister:
freytags den 18ten Januari (1754) morgens um 7. Uhr starb nach ausgestandener langwürigen auszehrenden Kranckheit, Anna Elisabetha, Johannes Bonackers eines herumziehenden Korbmachers Ehefrau, und wurde Dnica II.p.Epphan. den 20ten eiusd. begraben. alt etl. u. 30 Jahr.

Bei den Taufen 1751 bis 1760 in Leihgestern wird als Ehefrau von Johannes B. Christina genannt. Sollte es sich hier um einen zweiten Johannes B. handeln?? Bei der 1737 genannten Ehefrau Anna, geb. Lehmann, könnte es sich ja noch um eine 1. Ehefrau handeln.

Mittwochs den 27ten Augusti (1755) starb an einem Schlagfluß Elisabetha Margaretha, Johannes Bonackers eines herumziehenden Korb=Machers Töchterlein, welches zu Leihgestern getauft worden, wurde begraben freytags den 29ten eiusd., alt 16 wochen, etl.e Tage.

Elisabetha Margaretha wurde am 25.4.1755 als Tochter des Johannes Bonacker, ein herumziehender Korbmacher, und seiner Ehefrau Christina in Leihgestern geboren und dort am 29.4.1755 getauft.

Mittwoch, den 22.8.1759, abends starb Johann Caspar, Johannes Bonackers, eines herumziehenden Korbmachers eheliches Söhnlein, wurde Samstag, den 25.8. begraben. Alt 2 Jahre und 6 Monate.

Johann Caspar war ebenfalls in Leihgestern geboren und getauft worden. Er wurde am 30.3.1757 geboren und am 31. getauft. Eltern sind Johannes Bonacker und Christina.

Anna Christina, eine weitere Tochter von Johannes Bonacker und Ehefrau Christina wird am 25.3.1760 in Leihgestern geboren und am 27.3. dort getauft.

Es folgt dann wieder ein Taufeintrag, der Lindes betrifft, aber nur im KB Gr-L notiert ist:
Donnerstag, den 30.7.1761, Abends um 11, wurde Andreas Bonacker, einem herumziehenden Korb=Macher, und Sophia Margaretha, seiner Ehefrau, ein Töchterlein geb., get. 2.8., Gev.:
1.Anna Christina, Joh. Bonackers, des Kindes Vatters Bruder Frau, lutherisch
2.Anna Juliana, Christoph (?)Babens, ebenfalls eines herumziehenden Korb=Machers Ehefrau
3.Joh. Carl Joßburger, ebenfalls ein Korb=Macher.
Christina Juliana.

Es folgt ein Sterbeintrag zu Großen-Linden:
freytags den 2.t. Octobr. (1761) starb an einer hitzigen Kranck Caspar Bonacker, ein herumziehender Korbmacher, so sich zum ofteren bey 40. Jahr lang dahier aufgehalten; wurde begraben Dom. XX.p.Trinit. Alt 77 Jahre.

Es folgt wieder ein Taufeintrag zu Lindes, der so nur im KB Gr-L steht:
Donnerstag, den 5.7.1762 morgens früh wurde Johannes Bonacker, einem herumziehenden Korb Macher und Christinen, seiner Ehefrau ein Töchterlein gebohren und freytags, den 6ten eiusd. getauft, Gevattern:
1.Sophia, Andreas Bonackers, ebenfalls eines herumziehenden Korb=Machers, Ehefrau
2.Anna Elisabetha, Carl Joßburgers Ehefrau
3.Johann Christoffel Webers, allesamt Korbmacher=leuthe,
welche dem Kind den Namen Elisabetha Margaretha mitgetheilet.
N.B. ohn erachtet ich unter beständigem Regen zu Fuß nacher Lindes gehen müssen, weilen alle hiesige Pferde auf die Vorspann weg nomen, und ich um halb 12 Uhr Mittags daselbst angekommen, so konte doch keine Kirch halten, weilen die Cavallerie der Königl. franzl. Armee, so unter dem Commando Ihro Königl. Hoheit des Prinzen Conde vom Nieder Rhein kommen, von 10 Uhr bis Nachmittags um 3 Uhr in einem beständigen Zug durch Klein Lindes marchirte, dahero auch das Kind im Hauß taufen mußte.

Im KB Kl-L findet sich folgender unvollständiger Eintrag, von dem nicht klar ist, ob diese Taufe gemeint ist:
Ein weidersch fremdes Kind den 4ten Aughti In Joh. Ludwig Weygels Hauß gebohren und freytags als den 6ten gedacht(en) monaths getaufd. Tauff Zeug(en):
[Der Rest der Seite ist leer. Ich vermute, daß es sich bei der Monatsangabe in Gr-L um einen Fehler handelt, der 5.8.1762 war ein Donnerstag, der 5.7. aber ein Montag.]

Bei dieser Familie Bonacker kann man bei Mitberücksichtigung der Patenschaften wohl ziemlich sicher davon ausgehen, daß Johannes, Johann Andreas und Johann Jost Brüder sind, wobei allerdings etwas stutzig macht, daß Johann Jost katholisch ist.

„Unpassend“ ist der Sterbeeintrag der Anna Elisabetha,  Ehefrau des Johannes, auch müßten die Brüder Johannes und Johann Jost, falls identisch mit Joh. Jodocus, jeweils 2mal verheiratet gewesen sein.

Im Familienbuch Großen-Linden ist unter Nummer 19 Caspar Bonacker mit obigem Sterbedatum eingetragen, err. *1684. Ihm wird eine Ehefrau Anna Elisabetha NN zugeordnet, als Sohn wird Johannes Bonacker unter der Nummer 20 geführt. Ihm wird ebenfalls eine Ehefrau Anna Elisabetha NN mit obigem Sterbedatum zugeordnet. Weitere Daten und Kinder sind nicht genannt.

Im Familienbuch Gießen gibt es ein Jahrhundert vorher bei den Taufen Ortsfremder einen Eintrag: „Bonacher, Joist - get. 8.8.1647 - E(ltern): Joel B. Regiments-Auditor v. Marburg.

Bei den Beerdigungseinträgen finden sich die beiden folgenden:
Bonacker, Tochter - # 1.10.1646 (6 J)  - V.: Jacob B. Universitätsvogt zu Marburg.
Bonacker, Ottilia    - # 6.10.1646 (2/2) - V.: Joel B. Auditor von Marburg.

Im Familienbuch Buchenau/Lahn von Anneliese Westmeier werden unter der Nr. 98 bis 100 3 Familien Bonacker genannt.

Zum Abschluß sei hier noch ein weiterer Eintrag zu Großen-Linden notiert, bei dem nur auffiel, daß die Mutter des Kindes eine Joßberger ist, gleichnamig mit einem Paten bei Bonacker:

Freytags den 23ten Jan. (1756) morgens zwischen 5. und 6. Uhr wurde Johann Jacob Andreas einem herumziehenden Korbmacher reformirter Religion, und Johanetten Marien, einer geb. Joßbergerin, seiner Ehefrauen ein Söhnlein gebohren, und Dom. III.p.Epiph. den 25 eiusd. getauft; Gevattern
1.) Catharina Elisabetha, Balthas. Volckens, Einwohner zu Hirnßheim ehle. Tochter
2.) H. Johann Georg Rotenberger, Jus. Candidatus von Darmstadt,
welche dem Kind den Nahmen: Johann Georg mitgetheilet.
[Nach Mitteilung von Herrn Ernst Schmidt, Rodheim, liegt ihm weiteres Material zu Bonacker vor.]


3. Die Familie Frank.

1795 findet sich im Konfirmationsregister, KB Kl-L, der folgende Eintrag:
Elisabetha Frankin, des Schulmeisters Franken Tochter.

1803, nur im KB Gr-L, findet sich folgender Sterbeeintrag:
Eva Elisabetha, d. H(errn) Justus Franck, Schullehrers in Kleinlinden einzige Jungfer Tochter, gestorben den 4.11.1803 an Gallenfieber, begraben den 6.11., 22 Jahre, 2 Monate, 1 Tag.

1794 findet sich noch folgender Taufeintrag in beiden KBs, den ich auch dieser Familie zuordne:
Maria, der Maria Katharina Diezin [Dietzin] von Romrod unehel. Töchterlein wurde den 25ten Januar Abends um 11 Uhr in der Schule gebohren. Der sich hierzu Schriftl. bekannte Vater ist Lorenz Ballasch in K. Preuschischen Kriegs Diensten [ein Preußischer Soldat unter dem Regiment Prinz Ferdinand, welches dermahlen in Züllichen bey Franckfurt an der Oder liegt]. Und ist d. 26. Januar getauft worden.
Die Taufzeugin ist Maria Jacobina, des Schulmeisters Francken Ehefrau hierselbst [als die Großmutter des Kindes]
[Diese Dietzin ist die Stieftochter des H(errn) Schulmeister Francks, sie diente 3 Jahre in Franckfurt im Einhorn: Ihrem Vorgeben nach ist ihr Impraegnator ...] 
Im KB Gr-L ist am Rand notiert: + 1794 22/1. Einen dazugehörigen Sterbeeintrag habe ich in keinem KB gefunden.

Im KB Kl-L finden sich dann noch folgende Sterbeeinträge zu der Familie:
Joh. Justus Franck, Schullehrer dahier, starb am neunzehnten Januar (1808), Abends zwischen neun und 10 Uhr an einer Entkräftung, und wurde den 21sten ejusd. beerdigt, Nachmittags gegen 1 Uhr.
Sein Alter hatte er gebracht auf Sieben und fünfzig Jahr, Sieben Monate, u. 24 Tage.
 Die Wahrheit dieses Portocolls bezeugen mit ihres Namens Unterschrift, des Verstorbenen Wittwe Maria Jacobine, geb. Schmittin, und der Kirchen Senior Joh. Weygel, der bei der beerdigung zugegen war.
+++ der Wittwe Unterzeichnung (AHoffman) (der damalige Pfarrer)
Johannes Weygel, Kirchen Senior
   AHoffmann, Pastor.

Im KB Kl-L, Sterberegister, gibt es ab 1808 rechts Spalten für Geburt und Heirat, dort steht:
1750, d. 26. May (Maulbach) geb.  /  Cop.: 1776, d. 25. Juny.
Maria Jocobina Franck, geb. Schmitt. Im Jahre Christi Achtzehnhundert und dreißig, den dritten July, Abends neun Uhr starb Maria Jacobina, weiland Herrn Johann Justus Franck, gewesenen Schullehrers zu Kleinlinden hinterlassene Wittwe, in einem Alter von sieben und achtzig Jahren, acht Monaten, acht und zwanzig Tagen, und wurde am fünften July, Abends acht Uhr, Christlichem Gebrauche nach, zur Erde bestattet,
in Anwesenheit von: 1.Herr Schullehrer Philipp Daniel Weigel und 2.Herrn Beigeordneten Johannes Volck, welche dieses Protocoll, nebst mir, dem Pfarrer, unterzeichnet haben.
Geb.: 1742  6/10   Cop.: 1776.

Bei der Familie des Schullehrers Justus Franck war keine verwandtschaftliche Beziehung mit Lindeser Familien festzustellen.
Herr Rektor Rau nennt in seiner „Ehrentafel der verstorbenen, ehemals in Klein-Linden definitv angestellten Lehrer der Volksschule Klein-Linden“:
Justus Franck, gebürtig von Romrod: 1790 - 19. 1. 1808.
[Siehe auch einen Taufeintrag von 1912 in „Taufen Fremder in Lindes von 1808-1875.]